Salome Hug studierte von 1995 bis 2001 Bauingenieurwesen an der ETH Zürich. In dieser Zeit besuchte sie als Austauschstudentin für ein Semester die ETH Lausanne (EPFL), war Fachhörerin für Architekturtheorie, Städtebau und Denkmalpflege und wechselte für ihr Diplom 2001 an die University of Dundee, Schottland. Sie begann ihre Berufslaufbahn als Projektingenieurin bei Marchand + Partner in Bern und arbeitete ab 2004 bei Schnetzer Puskas Ingenieure in Basel, wo sie von 2008 bis 2016 als Associate fungierte. Von 2017 bis 2019 war sie Projektleiterin Generalplanung und Handlungsbevollmächtigte bei Rapp Architekten, Münchenstein. Seit 2020 ist Hug Mitglied der Geschäftsleitung bei Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel. Sie war von 2008 bis 2012 Vorstandsmitglied des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA), Basel, ist Mitglied der Schweizerischen Vereinigung der Ingenieurinnen (SVIN) und seit 2022 Vorstandsmitglied des SIA Schweiz.
Der St. Jakob-Turm steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum gleichnamigen Fußballstadion in Basel. In dem 71 m hohen Turmbau mit 17 Obergeschossen befinden sich autobahnseitig Büros und auf der dem Lärm abgewandten Seite Wohnungen.
Die Tragstruktur in Massivbauweise besteht aus Geschossdecken, die durch zwei zentrale Kerne und Stützen entlang der Deckenränder getragen werden. Der Turm ist im anstehenden unverwitterten Molassefels mit einer massiven Bodenplatte flach gegründet.
Der Formgebung des Turmes folgend, wechseln die schrägen Stützen des Giebels in der Decke vom 9. Obergeschoss in die Vertikale. Die entstehenden Umlenkkräfte werden in der Decke als Zugkräfte durch eine starke Bewehrung aufgenommen.
Die resultierenden horizontalen Differenzkräfte werden über Biegung durch die Kerne aufgenommen. Im 3. Obergeschoss wird eine Stütze, im 2. Obergeschoss weitere acht Stützen, ein weiteres Mal geknickt und als Stahl-Beton-Verbundstützen schräg zum Kern geführt. Die Umlenkung der Lasten führt zu Zugkräften in den Geschossdecken, die mit Vorspannung im Verbund aufgenommen und kurzgeschlossen werden. Die Lasten aus den Schrägstützen werden im 1. Obergeschoss in den Kern eingeleitet, der dritte Knick entsteht. Über die Betondecke werden die nach innen gerichteten, horizontalen Druckkomponenten der Stützen kurzgeschlossen.
Bauherrin Balintra AG, Basel
Ort Basel
Architektur Herzog & de Meuron Basel Ltd.
Tragwerksplanung Schnetzer Puskas Ingenieure AG
Projektleitung Salome Hug
Bauzeit: 2006–2008
Die weit sichtbare, kristalline Gestalt des St. Jakob-Turms empfängt Salome Hug jedes Mal, sobald sie sich von Osten ihrer Heimatstadt nähert. »Die Dimension des Projektes hat mir sehr gefallen«, sagt Hug. Sie verantwortet die Bemessung des Tragwerks, dessen Ausschreibung und die anspruchsvolle Entwicklung der Stahlbaudetails, für die sich Hug und ihr Team ein hohes Maß an Qualität abverlangen.
Das Projekt war einerseits technisch hoch interessant, aber auch in organisatorischer Hinsicht sehr lehrreich durch die Erfahrung, dass eine Höchstleistung möglich ist, wenn das Team gut funktioniert. Ich bin überzeugt, dass die besten Lösungen im kreativen Zusammenspiel verschiedener Disziplinen und Charaktere entstehen. Gute Planung bedeutet für mich die Ermöglichung und Zusammenführung von kollektivem Wissen.
Salome Hug weiß als erfahrene Ruderwettkämpferin, dass Erfolg Anstrengung voraussetzt. Der Leistungssport lehre dranzubleiben, auch wenn es mühsam und schwierig ist und es eigentlich nicht mehr weiterzugehen scheint, sagt sie und ergänzt, dass dies auf die Arbeit an guten Projekten oftmals ebenso zutrifft und die Freude am Ergebnis dann umso größer sei. «Gewinnen macht Spaß», weiß sie.
Salome Hug entscheidet sie sich, nach einem durch ihre Schwester vermittelten Besuch der ETH Zürich, Bauingenieurwesen zu studieren. Sie spezialisiert sich auf Werkstofftechnik, entwickelt jedoch durch den Besuch von Architekturvorlesungen und vor allem durch die Arbeit mit historischer Bausubstanz ein Interesse an der Konstruktion. Sie begeistert sich für die denkmalpflegerische Arbeit des Bauingenieurs Jürg Conzett und ihr erster Mentor, Heinz Studer, vermittelt Hug bei Marchand + Partner «die Liebe zur Struktur» und führt sie systematisch an die Tragwerksplanung heran.
Mit dem Berufseinstieg macht Hug die Erfahrung, dass sie sich auf der Baustelle und in Planungsrunden als verantwortliche Ingenieurin ausdrücklich vorstellen muss.
Ich denke aber, jede Anfängerin und jeder Anfänger kämpft mit den gleichen Themen. Man muss sich gegenüber den erfahrenen Beteiligten auf dem Bau behaupten, die häufig deutlich machen, dass sie einem zunächst nicht viel zutrauen.
Einen wesentlichen Unterschied zu ihren männlichen Kollegen erkennt Hug in deren vorherrschenden Kommunikationsformen. Diese seien oft davon geprägt, Behauptungen aufzustellen, ohne sich sicher zu sein oder es sogar angebracht wäre, eher kritische Punkte oder Risiken anzumerken. Es sei aber durchaus hilfreich und zielführend, sich diese Formen ein Stück weit anzutrainieren, sagt Hug, auch wenn es aus der eigenen Perspektive erstmal unnötig erscheine. Und auf die andauernde Frage nach der Vereinbarkeit von Familie und Berufsleben antwortet Hug, dass es nicht darum gehe, dass Frauen unterstützt werden, sondern sich Partner und Partnerinnen ein erfülltes Berufs- und Familienleben gegenseitig ermöglichen.