Ulrike Elbers

Ulrike Elbers studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Dortmund und schloss 1999 ihr Studium als Diplomingenieurin ab. Sie ist seit 1999 für Arup als Tragwerksplanerin tätig. Bis 2007 arbeitete sie im Londoner Büro und wechselte anschließend ins Arup Team Berlin. Von 2003 bis 2004 arbeitete Ulrike Elbers für ein Jahr im Ingenieurbüro Werner Sobek in Frankfurt a. Main. Seit 2019 ist sie Associate bei Arup. Sie hat Erfahrung in der Planung von Hochhäusern, Kulturbauten und Flughäfen sowie Expertise in der Sanierung von Bestandsgebäuden und Planen im Denkmalschutz. Sie gehört dem Arup Expertenteam im Bereich Holzbau- und nachhaltiges Bauen an.

Das Projekt

Holzhybridgebäude, Münster

Die erfolgreiche Herstellung des Holz-Hybrid Gebäudes basiert auf engem Austausch aller Planungsbeteiligten und der frühzeitigen Einbindung der bauausführenden Firma in den Planungsprozess. Ebenso frühzeitig werden Abstimmung mit der Baubehörde, dem Brandschutzgutachter und der örtlichen Feuerwehr getroffen, um das Konzept des Holzes als lastabtragenden Baustoff auf Regelkonformität und Genehmigungsfähigkeit abzustimmen.

Das Bürogebäude besteht aus sieben Obergeschosse und einer Tiefgarage. Für die Fassade wurden grün glasierten Terrakotta-Tafeln entwickelt. In der Außenfassade und in den Geschossdecken kam Fichtenholz zum Einsatz Die Gründung, das Untergeschoss, das aufgehende Fluchttreppenhaus sowie der in der Zentralachse liegende Korridor wurden in Stahlbetonbauweise errichtet. Die Holz-Beton-Verbunddecke (HBV-Decke) aus Holzträgern im Abstand von 1,35 m und einer 12 cm dicken Stahlbetondeckenscheibe spannt über 5,87 m vom Korridor bis zur Fassadenachse. Die vorgefertigten Element messen 2,68 × 5,89 m. Die Balken (b/h = 24/25 cm in Fichtenholz GL28h) übernehmen die Aufnahme der Zugkräfte, die Stahlbetonplatte die Druckkräfte sowie die Verteilung der auf das Gebäude wirkenden Horizontalkräfte auf die Stahlbetonkerne. 8,10 m lange Fassadenelemente mit Holzriegeln und Holzstützen im Raster von 1,35 m wurden komplett vorgefertigt und werkseitig weiß lasiert angeliefert.

Der konstruktive Brandschutz für die HBV-Decke wurde mit reduziertem Restquerschnitt der Holzbalken nach 90-min-Abbrand nachgewiesen. Diese sind damit je Flanke 63 mm stärker als statisch notwendig.

Die Vorfertigung der passgenauen Hybriddeckenelemente und Fassadenelemente erlaubte einen extrem schnellen Einbau vor Ort. Der Neubau des H7 ist in nur 18 Monaten realisiert worden.

Das Projekt in Zahlen

Bauherr*in DESRAD Immobilien, Münster
Ort Münster, Deutschland
Architektur Andreas Heupel Architekten; Münster
Tragwerksplanung, thermische Bauphysik und Bauakustik Arup Deutschland GmbH: Berlin
Bauzeit 2015-2016

Porträt

Einsatz für Holz

Elbers und ihr Team wenden bei der Planung des H7 die klassischen Ingenieurbauregeln und Normen an und nutzen die Ergebnisse der laufenden Forschung und Erfahrung aus der Praxis. Bereits bei der Entwicklung des 20-geschossigen LifeCycle Towers kann Arup, zusammen mit Hermann Kaufmann Architekten in Österreich, erste Forschungsergebnisse generieren und in die Planung zum H7 einfließen lassen.

Holz wird seit Jahrhunderten zum Bauen benutzt. Heute ist es im Hinblick auf klimafreundliches Bauen für uns besonders interessant, weil Holz als nachwachsender Rohstoff CO2 bindet, wenig Energie in der Verarbeitung benötigt, vergleichsweise leicht und ideal für die Vorfertigung ist. Wenn wir es wie beim H7 als tragendes und gleichzeitig ungekapseltes Material einsetzen, verschafft Holz zudem eine positive Atmosphäre und Wohlbefinden für seine Nutzer*innen.

Elbers´ Arbeit als Tragwerksplanerin ist von Beginn an geprägt durch den engen Kontakt zur Architektur und anderen Fachdisziplinen. Dass ein produktiver Austausch zwischen den Planenden die Grundlage für einen ganzheitlichen, qualitativ hochwertigen Entwurf ist, lernt sie schon während des Studiums an der TU Dortmund. Im Dortmunder Modell Bauwesen werden Architekt*innen und Bauingenieur*innen gemeinsam ausgebildet, was sie als entscheidendes Kriterium für ihre professionelle Tätigkeit ansieht.

Sie ist heute vor allem interessiert an Entwurfsthemen im Sinne der Nachhaltigkeit und des Bestandsschutzes. Um hochwertige Gebäude mit langer Nutzungsdauer und flexibler Nutzung planen und mehr Wertschätzung für die Umwelt generieren zu können, braucht es ganzheitliches Denken aller Planungsbeteiligten und noch mehr Vernetzung mit der Industrie und den Baufirmen, sagt Elbers. Die Tragwerksplanung ist ein wichtiger Partner in einem Planungsteam mit viel Einfluss auf ganzheitliche Entwurfsfragen und ihrer Umsetzung.

Sie arbeitet in einem Büro mit hohem Frauenanteil. Um eine ganzheitliche Planung zu ermöglichen, beschäftigt Arup nicht nur Expert*innen in der Tragwerksplanung, sondern auch weitere Fachdisziplinen, in denen verhältnismäßig viele Frauen arbeiten, wie der Fassadenplanung, Architektur, Brandschutz, Haustechnik, Bauphysik oder Projektmanagement. Elbers betont, dass für ein Büro entscheidend und repräsentativ sei, wie der Anteil an Frauen in Führungspositionen ist. Als Mutter von zwei Kindern kennt sie die Sorge, den Anschluss zu verlieren, wenn man sich eine Auszeit für die Betreuung der Kinder nimmt. Damit der Spagat zwischen Projektleitung und Familienzeit über längere Zeit gelingt, braucht es das Verständnis von vielen Seiten, aber auch ein gutes Selbstvertrauen und die richtige Selbsteinschätzung. Letztendlich gelingt es mit einem vertrauensvollen Team, intern wie auch extern.

 

Im Gespräch mit Ulrike Elbers